Wie lange Stillen? Wann und wie Abstillen?
Bei beiden Themen gibt es eine breite Palette von Meinungen und Empfehlungen. Die beiden Themen können weh tun und deswegen lass uns bei den Themen Stilldauer und Abstillen Schritt für Schritt vorgehen.
Falls bei dir und deinem Kind war die Stillbeziehung erfolglos, oder anders, als du sie dir gewünscht hast und die Gedanken darüber erwecken ein Schuldgefühl oder Trau-Gefühl in dir, bitte wende dich an einer Psychologin, um durch diesen Frust zu gehen. Diese Erfahrung bedeutet jedoch nicht, dass sie auch beim nächsten Kind erfolglos sein wird. Mit der entsprechenden Unterstützung kann sie erfolgreich sein.
Bis wann Stillen? Wann Abstillen?
Ausschließlich zu Stillen ist es bis zu 6 Monate empfohlen.
Warum?
Grunde dafür gibt es mehrere. Zusammengefasst, weil die inneren Organe (wie z.B. Nieren, Magen) eines Babys unter 6 Monaten nicht reif sind um etwas anderes als die Muttermilch zu verdauen. Wenn das Baby unter 6 Monaten etwas außer Muttermilch bekommt, so sind die unreifen Organe dazu gezwungen, zu arbeiten, obwohl sie dafür noch nicht bereit sind.
WHO empfiehlt bis mindestens 2 Jahren und darüber hinaus zu stillen. Aber bis wann genau Stillen?
Ich vertrete die Empfehlung, bis 3 Jahren das Kind anzulegen.
Warum?
Das ist mit unserer Physiologie und Psychologie erklärbar.
Seitens Kindes:
Das menschliche Baby ist an sich eine Frühgeburt. Das Baby erreicht die biologische Reife gegen 3 Jahren. Die ersten drei Jahren des Lebens sind die Zeit, in der sich das Gehirn, das Nervensystem, das Immunsystem, das Verdauungssystem, sowie andere Systeme und Organe sich am meisten entwickeln und wachsen.
Nervensystem
Das Kind erhält aus der Muttermilch die Baustoffe für das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems (Aminosäuren, Neurotransmitter, Neurostimulatoren), die es aus anderen Quellen vor Alter von 2 Jahren nicht aufnehmen kann.
So, z.B.obwohl die Kinder mit 1, 2 Jahren schon festes Essen essen, können sie einige Elemente für Aufbau des Nervensystems und Gehirns nur aus der Muttermilch nehmen.
Intellektuelle Entwicklung
Langzeitstillen verbessert die kognitiven Fähigkeiten von Kindern.
Auf die Entwicklung wirken sowohl die spezifischen Fette und Fettsäuren, die in Muttermilch vorhanden sind, als auch die Interaktion mit der Mutter beim Stillen, die ein Gefühl der Sicherheit, Vertrauen und Geborgenheit schenkt.
Die Basis für die intellektuelle Entwicklung des Kindes sind nicht die Entwicklungsspiele, sondern die Elemente, die tatsächliche Nahrungsstoffe, aus denen alle Systeme aufgebaut sind, sowie auch das Gefühl der Geborgenheit.
Das Immunsystem entwickelt sich in den ersten 6-7 Jahren am aktivsten. Davon die ersten drei Jahre unter dem Deckmantel der Mütterimmunität
Außerdem, in der Involutionsphase (die beginnt mit ca. 1.5-2 Jahren des Kindes und dauert bis zum ca. 40 Tag seit dem letzten Anlegen) nähert sich die Muttermilch dem Kolostrum mit hohem Gehalt von Immunfaktoren. So, z.B. Immunoglobuline A (lg A) bekommt das Kind der ersten Lebensjahre ausschließlich aus der Muttermilch. Die Hauptfunktion von lg A ist es Schutz von Schleimhäuten der Atemwege, der Harnwege und des Magen-Darm-Trakts von Infektionen.
Das Verdauungssystem entwickelt sich auch am aktivsten während der ersten 6-7 Jahren. Davon erhält das Kind in den ersten drei Jahren durch die Muttermilch Unterstützung durch Immunglobuline und Enzyme, aus den Lebensmittel, die Mutter und Kind essen.
Jeden nächsten Monat des Stillens reduziert das Risiko von Fettleibigkeit bei Kindern und zukünftiger Verfettung sowie das Risiko von Diabetes.
Langzeitstillen trägt auch zur korrekten Bildung des maxillofazialen Skeletts.
Menschliche Psychologie
Die Beziehung mit der Mutter ist das erste Beziehungsmodell, das das Kind bildet. Wie das Kind sich unter der Brust verhält, ist ein der wichtigsten Bausteine für Aufbau dieses Modells.
Durch dieses Modell lernt das Kind:
- Einstellung gegenüber sich selbst (Bildung des inneren Kindes und der Lebensposition)
- Einstellung gegenüber den anderen Menschen
- Einstellung gegenüber der Welt als Ganzes
Es ist wichtig, den Bedürfnissen des Kindes dem Alter entsprechend gerecht zu werden!
Seitens Mutter:
- Das schrittweise Abstillen verursacht keine plötzlichen Veränderungen des Hormonspiegels bei der Mutter
- Langzeitstillen reduziert das Brustkrebsrisiko auf 26% und das Risiko für Eierstockkrebs auf 37% bei der Mutter
Nichtdestrotz, es ist wichtig zu erwähnen, dass ein zu langes Stillen jedoch nicht besser ist, als vorzeitig beendetes.
Wenn eine Mutter zu lange stillt (z. B. bis zu 7 Jahre), kann es ein Zeichen davon sein, dass sie höchstwahrscheinlich selbst Probleme mit dem Vertrauen hat und scheint dem Kind zu kommunizieren, dass die Welt nicht sicher ist.
Zu langes Stillen stört die Entwicklung der Hirnareale beim Kind, die sich entwickeln sollten, + das ist eine Störung in der Entwicklung von Vertrauen und Sicherheit.
Langzeit Stillen ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheit des Kindes, aber nicht der einzige.
Die Stolpersteine der Langzeitstillen
- Breite Palette der Meinungen in Bezug auf Stilldauer sowie Häufigkeit des Anlegens
- Missverständnis der Formulierung „Stillen nach Bedarf“
- Fanatismus und Stereotypen in Bezug auf die Bedeutung des Stillens
- Mangel an anderen Zeichen der Aufmerksamkeit und Liebe für das Kind
- Verknüpfen von Stillen und anderen Problemen
- Psychologische Abhängigkeit der Mutter von dem Prozess
Wie am besten Abstillen? Wer „kontrolliert“ den Abstillen-Prozess?
Ich empfehle weder selbst Abstillen noch schnelles Abstillen, weil:
Schnelles Abstillen bedeutet in meisten Fällen die Beendigung des Stillens durch die Mutter in kurzer Zeit, wie z. B. innerhalb ein paar Wochen oder Tagen, oder sogar innerhalb eines Tages. Wie geht es dem Kind dabei? Dem Kind geht es in diesem Fall nicht gut, für es ist eine solche Methode ein kolossaler Stress, wenn die Mutter ihm abrupt die Brust entzieht, auch wenn es 2 Jahre alt ist. Schnelles Abstillen ist immer für alle Teilnehmer stressig.
Selbst Abstillen. Auf diese Weise wird die Verantwortung für die Dauer des Stillens auf das Kind übertragen. Wer ist aber der Erwachsene in Mutter-Kind-Beziehung? Die Mutter. Und diese Rollen sollen aus meiner Sicht nicht gemischt werden.
Abstillen ist ein GEGENSEITIGER Prozess, bei dem es die, auf Wissen basierte, Entscheidung der Mutter UND Zustimmung des Kindes (wenn es physiologisch und psychisch bereit ist), geben soll.
D.h. es gibt die Bedürfnisse des Kindes, die es äußert und es ist die Aufgabe der Mutter die altersbezogene Kinderbedürfnisse zu erlernen und auf sie entsprechend zu reagieren und den Stillen/Abstillen Prozess zu “steuern”. Und zwar so, dass die beide Seiten berücksichtigt sind. Auch deswegen ist es wichtig, die Schlaf- Wachzeit- Stillrhythmen zu beachten, dann wird man kaum bemerken, wie die Häufigkeit des Stillens sich gegen 2-3 Jahre verringert und allmählich sich bis auf null reduziert.
Je alter das Kind ist, desto seltener wird es angelegt und desto mehr festes Essen isst es. Wenn die Mutter aber die Häufigkeit des Anlegens dem Kind überlässt, gerät sie sehr oft in der Situation, dass sie mit 12, 18 Monaten sich wünscht, nicht mehr zu stillen, weil sie einfach übermüde davon ist. Oft führt es dazu, dass sie plötzlich abstillt und ein über emotionales Kind sowie unbewusstes Gefühl von Schuld bekommt.
Die Verantwortung für das Abstillen soll nicht dem Kind übergeben werden, und das ist mit unserer Psychologie sowie Physiologie erklärbar.
Was ist beim Abstillen zu beachten? Wie lange dauert Abstillen?
Jede Situation ist individuell und soll für ein konkretes Kind unter Berücksichtigung aller aktuell vorhandenen Umstände sowie des von der Mutter vorgesehenen Zeitraums für Abstillen angeschaut werden.
Was ist beim Abstillen generell zu beachten und was ermöglicht ein sanftes Abstillen?
Alter des Kindes + wie viel Zeit die Mutter für Abstillen hat
Das ist das Erste, was ich vor der Beratung nachfrage. Wenn das Kind z.B. 14 Monate alt ist, werde ich vorschlagen, die Häufigkeit des Anlegens dem Alter gemäß anzupassen, damit Stillen für beide angenehm und nicht anstrengend ist.
Man soll die Nuancen des Prozesses in jeder Altersstufe kennen. D.h., wir berücksichtigen, wie wird das Kind aktuell (tagsüber sowie nachts) gestillt, wie sich das Kind auf der Brust verhält, wie es schläft, sowie wie lange es wach ist, usw. Die Häufigkeit des Anlegens wird gemäß dem Alter korrigiert und dann nach und nach reduziert, mit Blick auf den Zustand des Kindes.
Wir berücksichtigen, wie das Kind den Durst mit Wasser und den Hunger mit Essen befriedigt.
Die Muttermilch ist die Hauptquelle der Nahrung nur bis ca. 1 Jahr (+ Beikost, aber sie soll sanft und langsam eingeführt).
Wie wird das Kind beruhigt?
Wird es auch im Alter von 2 Jahren für Beruhigung gestillt, oder hat seine Mutter ihm beigebracht, es in diesem Alter schon anders zu machen? Die Beruhigung mit der Brust ist für Alter von 2-3 Jahren nicht mehr relevant. Oft bieten aber Mütter einem kranken Kind im Alter von 2 Jahren die Brust wie einem Baby von ein paar Monaten an. Das führt oft dazu, dass das Kind unbewusst dazu neigen wird, öfters krank zu werden.
Schenkt die Mutter ihrem Kind viel Liebe und Aufmerksamkeit im Voraus und auf unterschiedliche Weise?
Dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Oft versucht das Baby, den körperlichen Kontakt und die Aufmerksamkeit der Mutter mit dem Stillen nachzuholen. Es ist wichtig, das Kind viel zu umarmen, mit ihm zu kuscheln, einfach so.
Inwieweit hat die Mutter die führende Rolle?
Ist sie bereit, das Kind von sich zu trennen? Wie selbstbewusst verhält sie sich und wie fühlt sich das Kind neben ihr? Wie reagiert sie darauf, dass das Kind weinen kann, wenn ihm etwas verneint wird? Ist sie selbstbewusst oder nervös und ängstlich?
Lässt die Mutter ihr Kind ab und zu mit einer vertrauten Person?
Kann das Kind ohne Mutter einschlafen? Ist es möglich, es bei der anderen Bezugsperson entsprechend dem Alter zu lassen oder zum Spaziergang zu schicken? Wenn ja, organisieren wir es nach und nach. Die Bezugsperson bringt das Kind ab und zu in Abwesenheit der Mutter zum Schlafen, damit das Kind lernt, ohne Brust einzuschlafen (damit kann man ca.ab 9 Monaten beginnen). Ohne das ist aber Abstillen auch möglich.
Das sind die grundlegendsten Voraussetzungen für ein sanftes Abstillen, alles Weitere besprechen wir beim Beratungsgespräch genau.
Wie kann ich schnell abstillen? Warum soll ein Kind nicht von heute auf Morgen abgestillt werden.
Warum man ein Baby nicht an einem Tag von der Brust entwöhnen soll?
„Wieso nicht? So haben viele Freundinnen von mir gemacht und nichts ist passiert. Das Kind hat für ein paar Tage geweint und dann die Brust vergessen“. ⠀
Warum ein schnelles Abstillen nicht empfohlen ist:
- Für ein Kind ist das ein kolossaler Stress, das Baby kann nicht sofort lernen, sich zu beruhigen und ohne Brust einzuschlafen.
- Das Kind kann anfangen, an seinem Finger zu nuckeln, um sich zu beruhigen. Die Brust wurde weggenommen, OHNE dass es ihm beigebracht wurde, dass es Alternativen für die Beruhigung gibt und dass es sich auf andere Weise beruhigen kann.
- Dem Baby werden individuellen Schutz und viele gesundheitliche Vorteile entzogen.
- Bei einer Frau kann das Risiko einer Milchstau entstehen. Die Brust kann überlaufen, es kann ein Gefühl der Schwere entstehen, Fieber und Komplikationen sind möglich. Der Hormonspiegel kann sich dramatisch ändern und ein depressiver Zustand sowie eine Depression sind möglich.
- Wenn es schnell aufgrund eines anderen Problems abgestillt wurde, z. B. weil das Kind Essen nicht gut gegessen hat oder es zu häufigen Stillen nachts kam, dann können andere Probleme auftreten: das Kind kann sich weigern zu essen oder zu schlafen, häufige Wutanfälle sind möglich. Stillen an sich ist nie ein Problem, sondern immer ein Zeichen davon, was in Mutter-Kind-Beziehung passiert.
- Die Bindung mit dem Baby wird negativ beeinflusst.
Wie soll man NICHT Abstillen?
Die Brust überziehen
So wird der Fluss von Lymphe und Blut bei der Mutter gestört, und somit passiert das Abstillen und Beendigung der Milchbildung nicht durch Apoptose, sondern durch Nekrose, was nicht physiologisch ist und zu der Gefahr von Formationen an der Brust führt.
Trinkmenge reduzieren
Der Wasserhaushalt sollte normal sein, bei Durst soll es getrunken werden.
Medikamentöses Abstillen
Das erhöht das Risiko von Bildungen in der Brust, weil enorme Hormonschwankungen dabei auftreten.
Das Kind bei jemandem verlassen
Eine Mutter soll das Kind nicht bei Oma/Tante verlassen, damit es die Brust vergisst. Die Verantwortung soll nicht der Großmutter / Tante übertragen werden. Das Kind wird sich schlecht fühlen und die Mutter wird nicht da für es sein. Für ein Kind ist es NICHT klar, wieso das so ist und WARUM.
Wo liegt denn der Unterschied dazu, wenn ein Kind bei einer vertrauten Person wie oben beschrieben auch für 1-2 Nächte gelassen wird? Das ist ab dem Alter von 1,5 Jahren möglich, und der Unterschied ist, dass die Mutter danach zurückkommt und weiterstillt. Sie lässt ihr Kind mit der anderen Bezugsperson OHNE das direkte Ziel, abzustillen, sondern, weil sie etwas ohne das Kind unternehmen möchte: eine Geschäftsreise, ein Kurzurlaub zu zweit, eine Weiterbildung. So ist es auch für das Kind klar, was passiert und es lernt so Schritt für Schritt ohne Mutter und Brust zu sein.
Die Brust mit Brillantgrün, Senf schmieren, mit einem Pflaster zukleben, sagen, dass ein Hase die Brust gestohlen hat
Das ist auch wie der Punkt vorhin ein Betrug.
Selbst wenn du die Entscheidung getroffen hast, nicht mehr zu stillen, dann sei da ehrlich mit deinem Kind.
„Ich habe mich entschieden, dich nicht mehr zu stillen. Es ist meine Brust und ich habe entschieden, dass ich dich nicht mehr an ihr trinken lassen werde. Es tut mir leid mein Baby, aber ich bin müde“.
In diesem Fall sollen die Emotionen des Kindes ihm erlaubt sein und angenommen. Man soll fürs Kind einer Erwachsenen bleiben.
Abstillen im Notfall. Schnelles Abstillen wegen Krankheit. Wie funktioniert Abstillen wegen Krankheit?
Wann ist ein abruptes Abstillen gerechtfertigt ist und was ist zu tun?
Dies kann beispielsweise passieren, wenn eine Mutter eine mit dem Stillen unvereinbare Behandlung benötigt oder eine Mutter sich einer komplexen Operation unterzieht, bei der die Mutter nicht die Kraft haben wird, die Milch abzupumpen, um die Laktation aufrechtzuerhalten. Zuerst muss es aber sichergestellt werden, dass es tatsächlich keinen anderen Ausweg gibt. Ich empfehle mit 2-3 unterschiedlichen Ärzten zu sprechen, um alle Eventualitäten, Meinungen und Alternativen abzuschätzen.
Was soll eine Mutter beim schnellen Abstillen wegen Krankheit tun:
- der Konsum der warmen Speisen und heißen Getränken reduzieren (nur die heißen Getränke sollen beschränkt werden, nicht alle Getränke), es soll in kleinen Portionen getrunken werden;
- die Brust bedecken, damit das Kind die Milch nicht riecht (z.B. ein Rollkragenpullover tragen);
- Getränke aus Salbei und Minze trinken;
- Abpumpen nur so lange, bis eine leichte Linderung spürbar ist;
- der Zustand der Brust beobachten und kontrollieren. Ggf.später einen Arzt besuchen (beim Abstillen in Notfall in der frühen Laktationsphase ist ein Arztbesuch ein Muss!)
Kultiviere kein Schuldgefühl dafür, was passiert ist. Vertraue darauf, was du getan hast, und so wird es auch für das Kind einfacher sein, es zu leben.
Du hast weitere Fragen zu den Themen Dauer des Stillens und Abstillen? Dann buche unser Webinar „Abschluss des Stillens“ oder buche eine individuelle Beratung!
Mit Liebe, für mehr glückliche Frauen und Familien,
Olga